Diese Frage stellte sich mir erstmals im Jahre 1982. Anlaß dazu gab das Auftreten eines katholischen Bischofs aus Brasilien im ZDF. Er hatte meinen Familiennamen und den gibt es schon bei uns nicht sehr häufig. Dom Claudio Hummes war damals noch Bischof von Santo Andre' im brasilianischen Bundesstaat Sao Paulo, inzwischen ist er Kardinal (und gehörte zu den Kandidaten für eine Nachfolge von Papst Johannes Paul II).

Mir ging es aber nicht allein darum, wie der Familienname Hummes nach Brasilien kommt, sondern auch darum, ob wir vielleicht sogar Verwandte sind. So wußte ich davon, daß ein Bruder meines Vaters, Onkel Peter, in jungen Jahren aus seinem Heimatdorf Buchholz im Hunsrück ausgewandert war, aber seitdem als verschollen galt. Vom Tag seines Weggehens aus dem Elternhaus war kein Lebenszeichen mehr von ihm gekommen.

Das ZDF verschaffte mir die Anschrift des Bischofs und so kam es zum Briefkontakt zwischen uns. Erfreulicherweise beherrscht Bischof Claudio Hummes ganz gut die deutsche Sprache. Geboren ist er im Jahre 1934 in Montenegro bei Porto Alegre, gehört dem Franziskanerorden an und hat einen Teil seines Studiums in Rom absolviert. Der Schwerpunkt seines Wirkens liegt auf sozialem Gebiet. So ist er innerhalb der Brasilianischen Bischofskonferenz für Arbeiterfragen zuständig. Wiederholt hat ihn die Missionszentrale der Franziskaner in Bad Godesberg zu Tagungen mit sozialen Themen nach Deutschland eingeladen.

Jedenfalls stellte sich für mich aber doch heraus, daß der Bischof kein Nachkomme meines als verschollen geltenden Onkels Peter sein konnte. Onkel Peter war 1879 geboren. Die Vorfahren von Bischof Claudio, nämlich sein Urur-Großvater mit seinem 19-jährigen Sohn, waren bereits im Jahre 1857 nach Brasilien ausgewandert. Sie stammten aus dem Hunsrückdorf Buch bei Kastellaun. Mein Urgroßvater Christian Hummes wiederum war 1808 in Mörz, einem kleinen Nachbardorf von Buch geboren. Das brachte uns beide schließlich auf den Gedanken, daß wir doch miteinander verwandt sind.

Bischof Claudio Hummes hatte bei seinem Besuch in Deutschland auch die Gelegenheit wahrgenommen, um die Heimat seiner Vorfahren kennenzulernen. In Buch gibt es den Familiennamen Hummes heute noch mehrfach, während dieser im benachbarten Mörz ausgestorben ist. Dort gehört aber das alte Grundstück der Hummes neben der kleinen Dorf- und Wallfahrtskirche einem Alois Forster, dessen Mutter Anna noch eine geborene Hummes war. Alois Forster war über 30 Jahre lang Ortsvorsteher in der Gemeinde Mörz. Durch seine Frau Agnes geb. Sabel habe ich zunächst im Briefkontakt vieles Wissenswerte für meine Familienchronik erfahren. Später lernten wir uns auch persönlich kennen.

Franz Hummes (14.03.1911 - 30.04.2002)